Interview mit Frank Wackes

Herr der Knöpfe

Interview Nikola Helmreich, Foto Éric Vazzoler

Frank Wackes tobt sich kreativ auf kleiner Fläche aus. Er macht Knöpfe. Und zwar so gern und mit voller Überzeugung, dass sich unsere Redakteurin
schon nach der ersten Frage schämt…

Herr Wackes, wird Ihnen auf dieser klitzekleinen Fläche nicht…

Nein!
Ich wollte fragen: schnell langweilig?

Ich weiß. Und: Nein.
Dann sind wir eigentlich fertig.
Dann hätte ich Ihnen aber noch nichts vom Knopf erzählt!

Also los: Was macht den kleinen Knopf für Sie so groß?
Seine Fläche.

Hm.
Ich sehe das Kleine nicht als Einschränkung, sondern als herausfordernden Rahmen. Eine Miniaturebene für große Ideen. Ich projiziere
etwas auf eine vorgegebene Fläche – wo ist das anders? Eigentlich sind doch immer Flächen vorgegeben.

Sie und der Knopf – wie kam das eigentlich?
Das war reiner Zufall. Oder Schicksal, wenn Sie so wollen. Eigentlich bin ich Werber, habe eine eigene Agentur in Hamburg. 2015 sah ich
eine Stellenanzeige: Suche Nachfolger Knöpfe. Mehr stand da nicht. Ich recherchierte und bewarb mich.

Es hat geklappt, sonst würden wir heute nicht sprechen …
Ja – wobei der ehemalige Gründer und Inhaber der Firma, Herr Budke, mir als „Werbefuzzi” zunächst keine große Chance einräumte. Aber ich
konnte ihn überzeugen.

Vorher hatten Sie nie was mit Knöpfen am Hut?
Nur die Geschichte mit der Oma, die jeder kennt: das haptische Erlebnis, wenn man das erste Mal in Großmutters Knopfschatulle greift – dann ist es um einen geschehen!

Das stimmt!
Ich hatte wenig Ahnung, habe mich dann intensiv mit dem Thema beschäftigt und sah das Potenzial. Nach meiner Rechnung trägt jeder
Deutsche pro Tag mindestens drei Knöpfe. Das sind mehr als 240 Millionen Knöpfe!

Und trotzdem wird der Knopf nicht wirklich gewürdigt, oder?
Ach, Sie brauchen einfach nur eine Idee, die noch keiner hatte. Wie den veganen Knopf, den wir 2016 auf den Markt gebracht haben.

Die Suche nach dem richtigen Material, der richtigen Färbetechnik – da müssen Sie kreativ sein!

Und wie wird ein Knopf ein Knopf?
Sie dürfen nicht den Fehler machen zu denken: Der Knopf ist rund, was mach ich drauf? Es fängt viel früher an: Welches Material nehme ich, wie
kann ich es verarbeiten, behandeln, veredeln? Es gibt Knebelknöpfe, Druckknöpfe, Sie können dreidimensional denken und arbeiten. Wir
haben mal Knöpfe in Sternform gemacht, gut, die waren schwierig aufzuknöpfen – aber sei's drum!

Im Fachjargon zählt der Knopf ja zu den sogenannten Zutaten.
Richtig, erst fand ich das gemein, aber dachte dann: Eine Suppe wird auch erst durch ihre Zutaten gut – Sie müssen sie nur hervorheben.

Reizen Sie die anderen Zutaten gar nicht? Reiß- oder Klettverschlüsse?
Der Reißverschluss ist der vielleicht beste Verschluss, der natürliche Feind des Knopfes. Aber: Für mich ist nur in Knöpfen Musik drin.

Was ist denn derzeit knopftechnisch angesagt?
Kokosnuss als Material ist im Kommen – und, ganz weit vorn: Häkelknöpfe! Da kann man irre Muster machen, das sind richtige Kunstwerke! Der Knopf wird auch als reines Accessoire immer beliebter, auf Schuhen oder Taschen zum Beispiel. Sie sehen: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Nicht mal auf kleinster Fläche.